Bardenhagen-Gruppe

Innovatives Line Stop Projekt in einem Kernkraftwerk

Auch wenn der Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland politisch gewollt ist und schon vor Jahren beschlossen wurde, hat die deutsche Kerntechnik einen hervorragenden Ruf für Sicherheit und Zuverlässigkeit, besonders auch im Ausland. Eine Zertifizierung nach KTA 1401, die einem Unternehmen erlaubt, auch im sogenannten „heißen“ Bereich eines Kernkraftwerkes zu arbeiten, gilt nicht zu Unrecht als schwer zu erlangendes Qualitätsmerkmal.

Bardenhagen hat die Zulassung zur Arbeit in kerntechnischen Anlagen schon seit langer Zeit, und arbeitet auch regelmäßig in Kernkraftwerken in Nord- und Süddeutschland, sowohl im Rahmen von Anlagenstillständen mit Mobildrehern und Armaturenschlossern, wie auch im laufenden Betrieb mit den bekannten Reparaturen im laufenden Betrieb wie der Leckabdichtung, Hot Tap/Line Stop oder dem Rohrfrosten.

Als das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt vor kurzem ein Problem mit dem Einbau einer Absperrarmatur im Steuerluft-Rohrsystem im Kontrollbereich hatte, sprachen die technischen Verantwortlichen daher direkt den Bardenhagen-Projektleiter Gerhard Tamke an, der auch schon früher erfolgreich schwierige Projekte in Leibstadt durchgeführt hatte. Der Bereich, in dem die Absperrarmatur eingebaut werden sollte, konnte nicht abgesperrt bzw. die Steuerluft umgeleitet werden. Die übliche Lösung für diese Fälle ist ein Hot Tap / Line Stop, das Anbohren der Leitung im laufenden Betrieb und das Einführen eines Rohrstopfens, der die Rohrleitung temporär verschließt und so Arbeiten hinter dieser Absperrung ermöglicht.

Die Dünnwandigkeit der zu stoppelnden DN 100 PN 16 Leitung machte aber das übliche Aufschweißen der für das Anbohren notwendigen Fittings unmöglich, und die Position der zu stoppelnden Leitung in rund 2,5 Meter Höhe erschwerte die Arbeiten zusätzlich.

Für die Lösung des Fittingproblems war es entscheidend, dass die Leckabdichtung im laufenden Betrieb eine der Hauptaktivitäten von Bardenhagen ist: Statt durch das übliche Aufschweißen eines Fittings die Dichtheit der Konstruktion sicherzustellen, fertigte Bardenhagen ein zweiteiliges T-Fitting an, das zunächst mit einer Schraubkonstruktion auf der Rohrleitung befestigt wurde. Beide Teile des Fittings hatten innen umlaufende Nuten, über die dann ein speziell für Kernkraftwerke zugelassenes Abdichtcompound eingespritzt wurde – so, als ob es sich bei dem Fitting um einen Abdichtkoffer handelte, der um eine offene Leckage gebaut und dann mittels Compound abgedichtet wird. Als zusätzliche Sicherung wurde ein doppeltes Grip-Haltesystem benutzt, welches das Rohrsystem stabilisierte.

Eine innovative Lösung, die sich bewährte: Bei einem Betriebsdruck von 10 bar blieb das System auch nach Setzen des Stopfens dicht, so dass die Absperrarmatur problemlos eingebaut werden konnte. 2 Bardenhagen-Techniker waren in enger Zusammenarbeit mit der Rohrbauabteilung des KKW Leibstadt 4 Tage lang beschäftigt, um die Einbindearbeiten erfolgreich abzuschließen. Nach den 4 Tagen Haltezeit konnte der Stopfen wieder entfernt werden, Fitting und Absperrarmatur, auf die ein Blindflansch gesetzt wurde, bleiben bis zur nächsten planmäßigen Revision auf dem Rohrsystem.