Komplizierte Leckabdichtung an einer Hochdruck-Erdgasleitung
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Erdgas spielt in der Energie- und Wärmeversorgung der Bundesrepublik eine große Rolle. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist Erdgas nach Erdöl der zweitwichtigste Primärenergieträger im deutschen Energiemix, mit einem Anteil von knapp 23% am Primärenergieverbrauch im Jahr 2016. Über ein Fernleitungsnetz von insgesamt rund 40.000 km wird dieses Gas zu den Verbrauchern in Deutschland und den Nachbarländern transportiert – zu privaten Haushalten, Industrieanlagen, aber auch Kraft- und Wärmekraftwerken. Dieses Fernleitungsnetz, das über weite Strecken unterirdisch verläuft, muss ständig „in Schuss“ gehalten werden.
Als Techniker der Gasunie Deutschland Transport Services GmbH, die mit rund 4.300 km Fernleitungsnetz einer der großen Betreiber Deutschlands ist, bei Wartungsarbeiten im schleswig-holsteinischen Uetersen eine Leckage an einem 6‘‘ Absperrschieber der Druckstufe PN 70 entdeckten, stand zunächst eine Stilllegung und ein Austausch der leckenden Armatur im Raum. Die 30‘‘ Leitung, an die der Schieber angeschlossen war, konnte allerdings nicht kurzfristig außer Betrieb genommen werden. Somit musste eine andere Lösung gefunden werden.
Diese Lösung kam durch eine Empfehlung des Gasunie-Kunden Schleswig-Holstein Netz in Kiel, der das dortige Strom- und Gasversorgungsnetz betreibt. SH-Netz hatte in der Vergangenheit schon im eigenen Erdgasnetz die Leckabdichtungstechniker von Bardenhagen erfolgreich mit Abdichtungen beauftragt und empfahl Gasunie die Kontaktaufnahme mit der Bardenhagen-Niederlassung Horneburg.
Obwohl die Leckabdichtung im laufenden Betrieb vor fast 100 Jahren erfunden wurde und in der Prozessindustrie seit langem ein Standardverfahren ist, gelten in der Erdgaswirtschaft andere Regeln – das Medium Erdgas erfordert besondere Sorgfalt, und vor der Beauftragung von Bardenhagen und dem Beginn der Vermessung musste ein Gutachter belegen, dass durch die Leckabdichtung keine Veränderung an der Erdgasleitung selbst vorgenommen wurde, sondern dass es sich hier nur um eine temporäre Sicherheitsmaßnahme handeln würde.
Bevor Bardenhagen überhaupt in Aktion treten und die abzudichtende Armatur vermessen konnte, mussten umfangreiche Erdarbeiten erledigt werden, denn die Erdgasleitung, an der der Schieber hing, war in einer Tiefe von rund 2,5 Meter vergraben. Nachdem sie freigelegt worden war, vermaßen 2 Bardenhagen-Techniker den einzuhausenden Bereich. Dabei stellte sich heraus, dass das zu konstruierende Leckabdichtungsbehältnis größer sein würde als ursprünglich angenommen, denn von der Armatur gingen 4 Versorgungsleitungen ab, die vor dem Setzen des Leckabdichtungskoffers gequetscht, dann getrennt und druckdicht verschlossen werden mussten – im Betrieb und unter Druck. Bevor der Kunde überhaupt die Freigabe für diese für ihn neue Vorgehensweise geben konnte, mussten unter dem kritischen Auge des Gutachters Quetschversuche in der Werkstatt in Horneburg durchgeführt werden.
Parallel dazu wurden die bei der Vermessung der Schadstelle gewonnenen Daten genutzt, um mit dem Bardenhagen-Konstruktionsprogramm die Dimensionen des zweiteiligen Leckabdichtungskoffers zu berechnen. Dieser Koffer wurde in Horneburg gefertigt und hatte ein Gewicht von rund 700 kg. Diese Einhausung wurde dann per Kran um die undichte Armatur gesetzt und von 2 Bardenhagen-Leckabdichtungstechnikern verschraubt und der Innenraum mit Bardenhagen-Abdichtcompound verfüllt, um so den weiteren Austritt von Erdgas zu verhindern. Das Quetschen, die Montage des Koffers und das Einspritzen des Compounds dauerten insgesamt 2 Werktage. Nachträglich wurde zur Entlastung der Leitung noch ein Betonfundament unter die Einhausung gegossen, bevor die Grube wieder zugeschüttet wurde.