Sicherheitsventilprüfung im Kühlsystem des Forschungszentrums DESY
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Bardenhagen beschreibt die eigene Tätigkeit als spezialisierte Instandhaltung für die Industrie. Und bis auf wenige Ausnahmen sind alle Bardenhagen-Kunden auch tatsächlich Industrieunternehmen, meistens auch noch aus dem Bereich der Prozessindustrie. Was aber will ein Forschungsinstitut von Bardenhagen, noch dazu eines von Weltgeltung wie das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, ein Zentrum für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung?
DESY zählt zu den weltweit führenden Beschleunigerzentren und erforscht die Struktur und Funktion von Materie – vom Wechselspiel kleinster Elementarteilchen, dem Verhalten neuartiger Nanowerkstoffe und lebenswichtiger Biomoleküle bis hin zu den großen Rätseln des Universums. Die Teilchenbeschleuniger und die Nachweisinstrumente, die DESY an seinen Standorten in Hamburg und Zeuthen entwickelt und baut, sind einzigartige Werkzeuge für die Forschung. Aber auch die Wirtschaft kann von diesen Anlagen profitieren: mit Teilchenbeschleunigern können beispielsweise die verschiedensten Materialien untersucht und geprüft werden.
Zwei der Teilchenbeschleuniger bei DESY werden nah dem absoluten Nullpunkt bei ca. -271C° betrieben; dies passiert durch den Einsatz von Helium als Kühlmittel, das in Druckbereichen von <31mbar bis 20,0 bar gehalten wird. Ein unverzichtbarer Teil dieses Kühlsystems sind die Sicherheitsventile, die sicherstellen, dass sich im System kein Überdruck aufbaut. Und diese Sicherheitsventile müssen regelmäßig auf ihre korrekte Funktion hin überprüft werden. Eine herkömmliche Überprüfung der Sicherheitsventile beinhaltet aber die Abschaltung und Drucklosstellung des gesamten Systems, den Ausbau der Ventile und den Wiedereinbau nach erfolgter Prüfung. Die Verantwortlichen bei DESY wollten stattdessen die Sicherheitsventile zum ersten Mal so weit wie möglich im eingebauten Zustand und im laufenden Betrieb testen lassen, denn bei einem Ausbau kommt Luft ins System, die vor einer neuen Inbetriebnahme aufwendig durch Evakuieren und Spülen wieder entfernt werden muss. Bei einer Online-Sicherheitsventilprüfung im laufenden Betrieb besteht hingegen, wenn der Systemdruck höher ist als der Umgebungsdruck, keine Gefahr, dass Umgebungsluft ins System strömt. Beim kurzen Anlupfen der Spindel entweicht eine geringe Menge von Helium in die Umgebung, die bei DESY jedoch auch gekapselt ist.
DESY hat sich an Bardenhagen gewandt, um rund 60 Sicherheits- und Überdruckventile mit dem Ventitest-System im laufenden Betrieb und ohne Ausbau zu testen. Bei 40 weiteren Sicherheitsventilen konnte Ventitest nicht zum Einsatz kommen, weil der Platz für den Aufbau des Gerätes nicht ausreichte, der Betriebsdruck zu niedrig oder das Ventil so klein war, dass die Spindel nicht durch das Ventitest-Gerät angehoben werden konnte. Diese Ventile wurden ausgebaut, vor Ort auf den transportablen Prüfständen von Bardenhagen geprüft und nach einer Wartung wieder eingebaut.
Ein Team von 2 Ventitest-Technikern war insgesamt rund einen Monat beschäftigt, um diesen anspruchsvollen Auftrag zu erledigen. Eine Überprüfung der Sicherheitsventile auf herkömmliche Art und Weise, also Abfahren des gesamten Kühlsystems, Ausbau, Prüfung, Wiedereinbau der Sicherheitsventile und Wiederanfahren der Anlagen hätte ein Vielfaches an Zeit und Ressourcen in Anspruch genommen.
Ventitest ist vom TÜV anerkannt und kann auch in ATEX Umgebungen angewandt werden.